Mittwoch, 28. März 2018

Hommage an den perfekten Bienenbesen





Dies hier ist nicht nur einfach ein Bienenbesen wie viele andere - dies ist ein Kunstwerk, der schönste Bienenbesen den ich bisher in meinem langen Leben gesehen habe! Er verdient es, beachtet und hoch geehrt zu werden!

Schau ihn doch bitte einmal näher an - der extrem schlanke, flache Körper, diese wunderbar elegante, perfekt geschwungene, stilvolle Form! Astfreies Buchenholz mit der typischen leicht rötlichen Färbung, die feine Strichmaserung. Nur Buche hat das. Poliert und mit Leinöl geölt. Rieche doch einmal dran - dieser einmalige Duft! Ein Nasen- und Handschmeichler!

Am Ende des eleganten Griffes ein Loch und - alles andere wäre ein Sakrileg - ein schlanker, heller Lederriemen als Aufhänger; perfekt.

Und dann diese Haare! Helles Rosshaar, kein schnödes Plastik. Genau die richtige Länge, genau die richtige Stärke. Nicht zu lang und zu weich -das könnte die Bienen kaum überzeugen. Nicht zu kurz und zu hart, das würde sie vielleicht verletzen. Teste es - streiche mit dem Kunstwerk zart über Deine Hand, über Dein Gesicht! Noch nie hast Du es mehr bereut, keine Biene zu sein!

 Eine lange gerade Linie bildet der Haarkamm, ideal um auch größere Waben abzukehren. Und hast Du überhaupt bemerkt, auf welche Weise die Haare im Holz befestigt sind? Nicht billig in die Löcher eingestanzt, nein - aufwendig und kunstvoll mit einem einzigen feinen Edelstahldraht eingeflochten!

Das absolut Genialste an diesem perfekten Bienenbesen ist aber die Spitze. Schwungvoll nach vorne und dezent nach oben geschwungen. Ein zum Bienenbesen gewordenes Symbol für Dynamik, Ästhetik, Stil. Eine Augenweide, ein Augenbalsam. Und gleichzeitig geradezu vollkommen dafür geschaffen, auch eine einzelne Biene zart und angemessen anzusprechen.

Allein schon wegen dieses Wunderwerkes ist es für seinen stolzen Besitzer geradezu Pflicht, mit der Imkerei zu beginnen!

Meine erste Begegnung mit dieser anmutigen Schönheit war auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Natürlich war es Liebe auf den ersten Blick. Seitdem gehört der Weihnachtsmarkt in Stuttgart zu meinem alljährlichen Pflichtprogramm. Fast wie ein Ritus beginnen und enden meine Besuche dort immer an der Besenbinderbude zwischen Schillerplatz und Marktplatz.

Heute besitze ich leider nur zwei dieser Kunstwerke und damit nur die Hälfte des absoluten Minimums. Eines davon darf nur zum reinem Betrachten und Bestaunen genutzt werden. Das andere jedoch ist im ständigen Einsatz. Es hat seinen festen Platz links am Fahrersitz meines Autos. Mit ihm staube ich den Fahrzeuginnenraum und meine Nerven ab, immer wenn ich auf meine säumige Tochter warten muss - also immer. Dazuhin habe ich es mir zur lieben Angewohnheit gemacht, gleich nach dem Einsteigen sanft über die nach oben stehenden Haare zu streichen; von hinten nach vorne. Ich nenne dies "mein Seelentribut". Damit streichle ich alle geschundenen und verletzten Seelen dieser Welt, also auch Deine und meine. Ich bin fest davon überzeugt - das heilt und bringt Glück. Was bitteschön sollte denn mehr heilen und Glück bringen als eine Seele zu achten und zu ehren?

Bei Aristaios, dem griechischen Gott der Imkerei, und Ambrosius, dem Schutzpatron der Bienen - ich gelobe, mir irgendwann auch noch ein weiteres Prachtexemplar dieses edlen Werkzeugs zuzulegen und es dann auch tatsächlich für meine Bienen zu verwenden. Und noch ein Viertes, einfach so, als Reserve. Und ein Fünftes, als Geschenk für einen lieben Menschen. Spätestens bei den nächsten Stuttgarter Weihnachtsmärkten.

Werner Wallenwein, alter Bienenschrat



Mittwoch, 2. November 2016

Segensgruß an einen Wildparker





Mögen sich die Straßen vor Deinen Reifen öffnen, abgrundtiefe Schlaglöcher Deine Achsen und Bandscheiben zerbröseln lassen. Deine Wege sollen sich weiten durch Umleitungen und falsch programmierte Navis, Deine wertvolle Zeit die fette Beute von Müllautos, überbreiten Mofas, Schleppern, Fahrschulautos und sonstigen Hurglern werden. Stinkende Hammelherden und staubige Mähdrescher sollen Deine ständigen Begleiter sein.
Mögen die Parkhäuser leer sein aber reserviert für Personenkreise, denen Du gerade selbst nicht angehörst.
Katzen sollen sanft Deine Alufelgen markieren, Hunde vor Deiner Tür diskret Erleichterung von ihrer Notdurft erfahren dürfen und Marder immer ein reiches Mahl an Deinen Kühlwasserschläuchen finden.
Möge die Linde Deinen Lack mit klebrigem Honig bedecken, Birke und Hasel Dir Pollenfilter und Nase verstopfen.
Heiße Winde aus der Sahara sollen Dein frisch geputztes Auto erröten und Deine Klimaanlage austrocknen lassen, mächtige Hagel aus der Troposphäre Berge und Täler auf Deinen Lack hämmern.
Dein Konto in Flensburg möge reich sein an Punkten und die gelben Engel immer weit weg, die blauen und grünen dafür immer sehr nah sein, besonders wenn Dein Auto zu schnell, Deine Pupillen zu weit, Deine Nase und die Ampeln zu rot sind oder wenn Du so dackelhaft parkst wie jetzt gerade.
Mögen Deine Beifahrer immer solche Nörgler sein wie ich und die Kinder auf Deinem Rücksitz so gerne Schokolade verschmieren wie die meinen.

Und wenn Du wieder einmal parken willst, so möge sich die glibberige graue Masse zwischen Deinen Ohren an diesen Zettel erinnern und beseelt sein von dem Ehrgeiz, ihre Existenz auch bei so einfachen Dingen wie dem Abstellen eines Autos zu beweisen.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Der Drohn - Biene, Mann und armes Schwein


Sodom und Gomorra - was Sie den braven Bienen bisher nicht
zugetraut hätten


oder


Sex and Crime, no Rockn'Roll - ungewohnte Einblicke in eine
ehrenwerte Gesellschaft


oder



       Der Drohn -  Biene, Mann und armes Schwein





Wenn die Rede auf Bienen kommt, spricht man häufig von Königinnen, Arbeiterinnen, Sammlerinnen oder Wächterinnen. Das so genannte "starke Geschlecht" ist bei den Bienen offensichtlich kaum vorhanden oder wird zumindest in der allgemeinen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Höchste Zeit also für eine würdigende Betrachtung des Drohns, seines Lebenswandels, seiner wenigen Stärken und zahlreichen Schwächen und seiner Bedeutung für die Welt und die ihr angrenzenden Gebiete.





Die männlichen Bienen (Drohnen) sehen wild und furchterregend aus, haben schrecklich große Augen, sind deutlich größer als die weiblichen Bienenwesen und scheinen Parasiten magisch anzuziehen. Sie sollten daher eigentlich der absolute Alptraum jedes Imkers und seines Haftpflichtversicherers  sein, entsprechen sie doch optisch dem Idealfall eines potentiellen Haftpflichtversicherungsfallverursachers. Mit ihrem Gehabe und Outfit versuchen sie jedoch meist sehr erfolgreich zu verdecken, dass sie vorne im Hirn außer "dem Einen" fast nichts drin haben und vor allem aber am anderen Ende keinen Stachel und schon gar keinen giftigen. Sie sehen ihre Lebensaufgabe darin, in der Gegend herumzustreunen, sich mit ihren Kumpels an dubiosen Orten zu treffen und vor allem unbedarfte Königinnen anzubaggern. Daher haben sie keine Zeit, sind kaum in der Lage und vor allem absolut nicht willens irgendwelche häuslichen Arbeiten zu übernehmen.



Spätestens an dieser Stelle sollten Ihnen die frappierenden Ähnlichkeiten mit der Gattung Homo sapiens aufgefallen sein, welcher Sie vermutlich selbst angehören. Wie Sie bald lesen werden, gibt es noch wesentlich mehr Gemeinsamkeiten von Apis mellifera und Homo sapiens.



Ist der Drohn einer jungen Majestät genehm und ihr treu zu Diensten, so fällt er nach einem wilden Kunstflug auf dem Rücken selbiger Majestät augenblicklich mausetot oder zumindest mausehalbtot und arg sterbend aus dem Siebten Himmel. Mit seinem durch die Gravitation verursachten Auftreffen auf der Erdoberfläche erledigt sich dann seine (bauartbedingt schon vorher kaum vorhandene) haftpflichtrechtliche Relevanz vollständig.  Hier zeigen sich jetzt doch erhebliche Unterschiede zum Homo sapiens ♂. Dieser fällt nach erfolgreicher Anmache nicht zwingend aus allen Wolken. Und wenn doch, dann beträgt die Fallhöhe meist weniger als 50cm und so kann die harte Landung auf dem Boden der Realität auch von ungeschickten Exemplaren i.d.R. problemlos überlebt werden. Allerdings kommt danach die Haftpflicht oft erst so richtig aus den Bettfedern gekrochen und sorgt auf diese Weise zuverlässig dafür, dass sich große Völker mehr oder weniger bienenfleißiger Juristinnen und Juristen ganz ordentliche Mengen Milch und Honig leisten können. Dies wiederum sehr zur Freude der Milchbauern und Imker.



Doch zurück zu den Bienen. Bei diesen besteht ein ausgesprochen großes zahlenmäßiges Missverhältnis von naiven Königinnen zu anmachungswütigen Drohnen (hier auch wieder eine Übereinstimmung mit Homo sapiens; es gibt auf der Welt einfach zu wenig Königinnen).  Obwohl so eine Honey Queen ca. 10 Drohnen zu sich bittet, bleiben doch jede Menge Casanovas mit unerfüllten Träumen übrig. Anders als der Homo sapiens ♂ haben die Drohnen aber zu ihrem Plan K (Königin Komma jungfräuliche) keinen Plan B (Biene Komma stinknormale) als Alternative zur Verfügung. Sie müssen daher (sofern sie nicht bereits tot vom Himmel gefallen sind, s.o.) mehr oder weniger frustriert weiterleben. Irgendwann im Hochsommer oder frühen Herbst kommen ihnen dann zu allem Übel auch noch die Damen des Bienenhauses auf die Schliche. Wahrscheinlich haben die wehleidigen Herren der Schöpfung im Bienenstock zu sehr über ihr Schicksal herumgejammert. Irgendwann ist Schluss! Dann werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz. Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, zerreißen sie der Drohnen Herz.  Mit etwas weniger schillerndem Pathos ausgedrückt: die Damen sind genervt von dem ewigen Gelölle und davon, dass die ganze Arbeit wie zäher Honig immer nur an ihnen klebt. Sie setzen die nutzlosen Kostgänger einfach vor die Tür. Dies kommt gelegentlich, jedoch nicht flächendeckend, auch bei der Gattung Homo sapiens vor.  Hier begnügen sich die Hyäninnen meist mit wüsten (in schmerzhaft hohen Frequenzen vorgebrachten) Drohungen und dem Vorzeigen diverser Folterinstrumente. Die armen Drohnen verstehen jetzt gar nichts mehr und sind den im Kehrwochenmodus befindlichen Bienendamen geistig und trotz ihrer Größe auch körperlich hoffnungslos unterlegen. Es fehlt ihnen wie gesagt eklatant an stichhaltigen Argumenten (Übereinstimmung mit Homo sapiens ♂). Sie werden daher an den Anfang der Nahrungskette zurückgereicht -  vulgo: sie werden entweder schnell gefressen oder sie vergammeln langsam (teilweise Übereinstimmung mit Homo sapiens ♂).



Die Natur kann grausam sein. 



Die Mädels hingegen bereiten sich nun (von Drohnen befreit sind Beute und Stock) fröhlich auf den kommenden Winter vor. Sie bleiben unter sich, scharen sich um die Extravaganteste unter ihnen und beschäftigen sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens (fressen, Köpfe zusammenstecken, Bude warm halten). Auch hier zeigt sich wieder eine erstaunliche Übereinstimmung mit der Art Homo sapiens ♀  (Kaffee trinken, telefonieren, shoppen).



Das geht dann so ein paar kühle Monate (hoffentlich) ganz gut. Im Gegensatz zu Homo sapiens ♀ sind keine Zickenkriege unter den Bienendamen überliefert. Dies mag vielleicht daran liegen, dass die weiblichen Bienenwesen streng genommen eigentlich nicht so ganz arg weiblich sind. Ein echtes Vollblutweib ist nur die Königin. Die anderen Mädels werden von ihr mit einem geheimnisvollen Pheromon so ziemlich im Zaum gehalten. Die Bienchen sind süchtig nach Parfüm (Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀) und bleiben ihr kurzes Leben lang eigentlich nur kleine Mädchen (keine Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀).



Auch nicht so die feine Art.

Aber wie gesagt, die Natur kann grausam sein und sie ist es nicht nur zu den Buben.



Andererseits .... welche Eltern haben nicht schon heimlich von braven fleißigen Töchtern geträumt, die nie in die Pubertät kommen, die sich nie mit irgendwelchen Drohnen nicht unähnlichen schwankenden Gestalten atemlos durch die Nacht und die volkbelebten Gassen wälzen? Vielleicht ist der Trick mit dem mother's-little-helper-Duft ja auch nur blanke Notwehr der verzweifelten Bienenmutter.... Man stelle sich vor: tausende von Töchtern - und alle werden sie flügge!!!



Falls Sie mit einer ähnlich hohen Anzahl von Töchtern gesegnet sein sollten, hier die magische Formel:



2trans-Decenon-(9)-säure(1) (Ch3 -CO-[CH2 ]5-CH = CH-COOH)



Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie aber besser nicht Ihre Packungsbeilage und lesen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker. Und verraten Sie um Himmels Willen nicht, woher Sie den Tipp haben.



Doch zurück zu den Bienen. Da sollten wir vielleicht noch einen kurzen Blick auf die Ausnahme von der Regel werfen. In seltenen Fällen kommt es nämlich vor, dass auch ganz brave nicht blaublütige Bienentöchterlein schwanger werden (Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀; dort jedoch wesentlich häufiger). Wenn die Bienenkönigin überraschend und zur Unzeit den Honiglöffel abgibt und die Bienenmädels keine Chance mehr haben, ihr vorher eine potentielle Nachfolgerin unterzujubeln, dann ist das für sie der Super-GAU:  Parfüm ist alle! In ihrer Not lassen sie nun doch ihre bisher unterdrückten Eierstöcklein wachsen, kommen in die Pubertät und legen tatsächlich Eier. Allerdings wurden sie nie aufgeklärt und so fehlen ihnen ein paar wichtige Informationen. Besonders die Sache mit dem Hochzeitsflug ist total an ihnen vorbei gegangen (kein Wunder, der war ja auch lange vor ihrer Zeit und Mama war danach immer ganz brav daheim). Daher wird aus der Geschichte nichts Gescheites: es schlüpfen nur Drohnen. Und reine Männerwirtschaften haben schon ganz andere Staaten ins Verderben gerissen. Also gut gemeint von den Mädels, aber vergebliche Liebesmüh.

   

Jetzt aber wieder zurück zum Normalfall und zur Natur. Die ersten warmen Sonnenstrahlen und die länger werdenden Tage des neuen Jahres lassen bald die Frühlingsgefühle bei den Bienen und Menschen erwachen. Beim umsichtigen Imker gelten diese seinen Nachbarinnen und Nachbarn. Die riechen den Braten  schon: shit will happen. Vermehrter bienenaktiver Fallout auf Wintergarten und Daimler ist zu erwarten. Dafür gibt's morgens eine Weile Honig statt Marmelade. Der Umgang mit Bienen beruhigt ungemein und so verkneift sich unser Imker in der Regel die Vergleiche seiner Bienen mit den Katzen der Nachbarn. Deren Fallout kommt nicht nur hinten sondern auch vorne raus und ist dann in allen Aggregatszuständen auf seiner Bienenweide zu besichtigen. Fifty Shades of Shit! Und statt Honig bringen die nur tote Mäuse an die Haustür.  



Die Bienen- und auch die sonstigen weiblichen Wesen merken bald nach der erfolgreichen Darmentleerung, wie öde die Welt doch ohne die Jungs ist und erinnern sich mit Wehmut daran, wie die flotten Kerle dereinst Stimmung in den Stock gebracht und den Laden so richtig aufgemischt haben. Im Gegensatz zu den weiblichen Homo sapiens sind die Bienen aber in der glücklichen Lage, Jungs ohne Jungs generieren zu können. Sie müssen dazu nur ein paar größere Wabenzellen basteln. Die Paschas machen sich ja schon als Babys so breit. Dann noch schnell die Chefin überreden, ein paar Eier da rein zu legen und dabei "zufällig" die Samenfäden zu vergessen (böse Zungen behaupten ja, auch beim Homo sapiens würde den Männern etwas fehlen und sie würden immer zu viel Platz brauchen).  Weil sie es einfach nie so richtig gebacken kriegen, brauchen die Bienenbrüder zwar ein paar Tage länger, bis sie in die Pötte sprich aus der Zelle kommen.  Aber das muss frau halt in Kauf nehmen. Ganze 24 Tage lümmeln die in der Kammer rum! Normale Bienenmädels schaffen das locker in 21 Tagen. Das liege wohl daran (meinen wiederum o.g. böse Zungen), dass in der engen Zelle außer vielleicht einem paar lästiger Varroa-Milben niemand ist, mit dem frau sich gepflegt unterhalten könnte und die grausame Mutter Natur auch keinen Internetanschluss gebucht hat. Da kann frau ja nix anders machen als essen und wachsen. Königinnen brauchen sogar nur 16 Tage. Sie haben auch kein Internet aber mehr Platz und was Gescheites zum Essen.



Nun gut, irgendwann sind dann alle da. Der Imker hat gepennt und die Weiselzellen übersehen. Wie meinte einst Friedrich: "Viele Leiber seh' ich springen. Wohl! Die Massen sind im Fluss."  Bald sind die Massen nicht mehr im Fluss sondern im Flug. Dann ist der Schwarm da und die Post geht ab. Homo sapiens imkerus ist aufgewacht und steigt wie ein von der Tarantel  gestochener Wetterfrosch auf seine höchste Leiter. Oder er steht fluchend wie ein Kutscher neben seiner zu kurzen Leiter und denkt an "seinen" Honig, den sich die Schwärmer vorher noch in ihren Honigmagen reingezogen haben und an den Honig, den die elenden Sauviecher künftig an einem anderen Ort vor ihm verstecken werden. Oder frei nach Schiller: "Doch furchtbar heult die Imkerschaft, wenn Bien der Fesseln sich entrafft, einherfliegt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand ..." usw. usw.



Und dann beginnt die ganze Geschichte wieder von vorne. Der ewige Kreislauf des Werdens und Vergehens.



 By the way -  the same procedure as last year, Miss Maja?

The same procedure as every year, Willi!



Resümee



Wenn man es sich so recht überlegt, sind das schon seltsame Verhältnisse im Staate Bien. Kaum ist die feine junge Dame aus ihrer königlichen Wiege gekrochen, tütet sie lautstark zum Angriff und meuchelt brutal alle ihre adligen Schwestern, die auch noch so als Thronfolgerinnen in Frage kämen. Sobald das erledigt ist, fliegt sie aus und hat so um die 10 Männer, von denen aber keiner überlebt. Alle sterben sie an ihrem Hochzeitstag. Alle sterben sie an ein und demselben Tag. Alle an derselben Todesursache. Sie werden gefunden mit leicht verklärtem Blick, erfülltem Lächeln im Gesicht und brutal aufgeplatztem Unterleib. Kein schöner Anblick, allenfalls für Ameisen. Dient doch der Drohn auf diese Weise manch einer Ameise als Speise.  Irgendwann macht sich die Königin aus dem Staub und nimmt den halben Staat und einen guten Teil der Währungsreserven mit. Sie besetzt fremde Grundstücke und Wohnungen. Im zarten Alter von nur wenigen Tagen ist die Königin schon mehrfache Witwe. Die zig-tausend Töchter sind alle Schwestern oder Halbschwestern und gleichzeitig Halbwaisen. Die Söhne sind von Geburt an auch Halbwaisen oder so etwas ähnliches - sie hatten nie einen Papa und auch nur einen Opa. Den mütterlicherseitigen. Den hat es aber schon vor langer Zeit fulminant zerbröselt (heldenhafter Fliegertod im Dienste ihrer Majestät, s.o.).  Die Oma (natürlich auch nur die mütterlicherseitige) war nämlich auch so eine mit um die 10 Männern, von denen aber keiner ...  usw.,usw..   Die Mutter setzt ihre eigenen Töchter dauerhaft unter Drogen, damit die nicht auf dumme Gedanken kommen, die sie nur von der Arbeit abhalten würden. Die Töchter sorgen selber dafür, dass sie Brüder bekommen. Die Brüder sind dann aber untereinander und gegenüber den Schwestern alles Vollbrüder, obwohl die Schwestern teilweise unterschiedliche Väter haben.
Oder sind die Brüder generell nur Halbbrüder, weil sie ja keinen Vater haben? Egal, irgendwann schicken die lieben Schwestern ihre lieben etwas unterbelichteten Voll-, Halb- oder Viertelbrüder sowieso in die Wüste und in den sicheren Tod. Nur damit die nicht mehr von den Honigtöpfen naschen können.  Wobei in den Honigtöpfen längst nur billiges Zuckerwasser ist. Den Honig hat wie jedes Jahr dieser komische Typ mit der weißen Haube gemopst.



Und wer bitteschön ist nun der Einzige ohne kriminelle Energie in dieser ehrenwerten Gesellschaft? Genau - unser Drohn! Immer nur Opfer, nie Täter. Das arme Schwein im Bienenstock. Oder nach Schwoißfuaß: Oiner isch emmer dr Arsch ond er woiß et mol warum...



Man darf sich gar nicht ausmalen, wenn dieses Sodom und Gomorra auch bei Homo sapiens gang und gäbe wäre. Die Juristen würden sich vermehren wie die Karnickel! Es wäre unmöglich, in ausreichenden Mengen Milch und Honig für sie zu produzieren.    

Sonntag, 15. November 2015

Trauerfall




Was sie zuletzt gesehen hat,
das war des Imkers Motorrad.
Das ungleich stärker war als sie,
ein fairer Kampf war das doch nie.

Wie gern wär er drumrumgefahr'n
und hätte ihr kein Leids getan.
Für seine lieben Honigtiger
war ihm doch nie ein Weg zuwider.
Er rechnete so spät nicht mehr
mit Honigbienenflugverkehr.



Jetzt fehlt ihm diese Lederbraune
und er hat furchtbar schlechte Laune.
Mit feuchten Augen, kurz vor drei,
gibt er sie zur Bestattung frei.
Im hohen Bogen tritt sie dann
den letzten ihrer Flüge an.
Es eskortieren die Kollegen.
Es kommt halt vor, so ist das Leben.
Ein kleiner Trost in dieser Not:
es war ein schöner Fliegertod.
Und wären wir in Österreich
dann hätt' sie g'hoobt a scheane Leich.



(Werner Wallenwein)



Freitag, 13. November 2015

Friedrich im Fußballstadion



Tausend Tattoos, 11 Gefährten
so präsentiert ihr euer Land.
Heute wollt ihr Sieger werden
Frisch Gesellen, flink gerannt.
    Von der Stirne heiß
    Rinnen muss der Schweiß,
Soll der Coach die Spieler loben,
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Spiele, das wir ernst bestreiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden ihn begleiten,
Dann fließt der Wettkampf munter fort.
So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist's ja, was den Trainer zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Dass er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmt den Ball nicht volle Kanne,
mit Gefühl muss es schon sein,
Dass die eingepresste Flamme
Schlage zu dem Tor hinein.
     Kocht des Müllers Brei,
     Schnell den Lahm herbei,
Dass die zähe Götterspeise
Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Stadions tiefer Grube
Die Elf mit Jogis Hülfe baut,
Hoch in des Stadions Pressestube
Da wird es von euch zeugen laut.
Noch dauern wird's in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr
Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu des Stammtischs Chor.
Was unten tief dem Fußballsohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiterklingt.

Enge Trikots seh ich springen,
Wohl! Die Massen sind im Fluss.

Lasst's mit Fangeläut durchdringen,
Das befördert schnell den Fuß.
    Auch vom Foule rein
    Soll das Spiel heut sein,
Dass mit dem runden Lederballe
Rein und voll das Tor bald falle.

Denn mit der Freude Feierklange
Begeistert sich das liebe Kind
Am Eingang stand's lang in der Schlange,
ersehnend, dass es bald beginnt.

Da ruhten noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose.

Wie sich schon die Menschen freuen!
Dieses Fähnchen setz ich ein,
Sehn wir's im Fahnenmeer erscheinen,
Wird's zum Tore zeitig sein.
    Jetzt, Gesellen, frisch!
    Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich ein Ball im Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, das Spiel ist lang.



Doch hinten waltet
Der tüchtige Neuer,
Der Hüter des Tores,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Abwehr
Und wehret dem Angriff,
Und reget ohn Ende
Die riesigen Hände,
Hält fest den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.

Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.

Und der Jogi mit kritischem Blick
Vom Rande des Platzes schaut er penibel
Überzählet bang sein schwankendes Glück,
Sieht in der Abwehr tragische Versäume
Und die im Mittelfeld zu freien Räume
Und die Flanken des Gegners, vom Regen gebogen,
Und der Zuschauer bewegte Wogen,
Stemmt sich mit hängendem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht und fällt mit des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.
Wohltätig ist des Fußballs Kraft,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn die FIFA sie an sich rafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Um Macht und Geld geht es dann nur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Stadien
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn sie können es nicht lassen
heben gerne auf die Hand.

Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist das Feld belichtet;
Durch der Füße lange Kette
Um die Wette
Fliegt die Kugel, hoch im Bogen
Spritzen Pässe, Angriffswogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Lücke brausend sucht.
Prasselnd in die dürre Frucht
Fällt sie in die engen Räume,
In der Abwehr dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen, in gewaltger Flucht,
Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß!
               Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehn.
Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Augenhöhlen
Wohnt das Grauen,
Um das Ganze zu verdauen
Geht's in die Kabine rein.

Da werden Trainer zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Wild zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Spielers Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Das Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.

Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist Suarez' Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
ist's wenn der Pfeifenmann nichts kann.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Spieles Himmelspfeife leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert alle Träume ein.

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! Wie ein goldner Stern
Aus dem Tornetz, nicht daneben,
Schält man raus den runden Kern.
 Von Hummels Kopf zu Klose,

dem Torwart durch die Hose
Auch des Stadions Video-Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.

Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Dass wir den Sieg gebührend feiern,
Concordia soll sein Name sein,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sich die liebende Gemeine.

Sehr frei nach Friedrich Schiller, er möge es mir verzeihen.

Dienstag, 10. November 2015

Der fehlende Kakadu


Der Kakadu, so sagtest du,
der lebte nie in Kathmandu.
Ich traute meinen Ohren nicht,
was schreib ich jetzt für ein Gedicht?


(Werner Wallenwein)


Sonntag, 8. November 2015

S-Bahn Typ 2: Regel und Ausnahme


Verlässlich die Verspätung ist
bei jeglicher S-Bahn -
das gilt nur wenn du pünktlich bist
und nicht selbst später dran.

( Werner Wallenwein)