Sodom und Gomorra - was Sie den braven Bienen bisher nicht
zugetraut hätten
oder
Sex and Crime, no
Rockn'Roll - ungewohnte Einblicke in eine
ehrenwerte Gesellschaft
oder
Der Drohn - Biene, Mann und armes Schwein
Wenn
die Rede auf Bienen kommt, spricht man häufig von Königinnen, Arbeiterinnen,
Sammlerinnen oder Wächterinnen. Das so genannte "starke Geschlecht"
ist bei den Bienen offensichtlich kaum vorhanden oder wird zumindest in der
allgemeinen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Höchste Zeit also für eine würdigende
Betrachtung des Drohns, seines Lebenswandels, seiner wenigen Stärken und
zahlreichen Schwächen und seiner Bedeutung für die Welt und die ihr angrenzenden
Gebiete.
Die
männlichen Bienen (Drohnen) sehen wild und furchterregend aus, haben schrecklich
große Augen, sind deutlich größer als die weiblichen Bienenwesen und scheinen
Parasiten magisch anzuziehen. Sie sollten daher eigentlich der absolute
Alptraum jedes Imkers und seines Haftpflichtversicherers sein, entsprechen sie doch optisch dem
Idealfall eines potentiellen Haftpflichtversicherungsfallverursachers. Mit ihrem
Gehabe und Outfit versuchen sie jedoch meist sehr erfolgreich zu verdecken,
dass sie vorne im Hirn außer "dem Einen" fast nichts drin haben und
vor allem aber am anderen Ende keinen Stachel und schon gar keinen giftigen.
Sie sehen ihre Lebensaufgabe darin, in der Gegend herumzustreunen, sich mit
ihren Kumpels an dubiosen Orten zu treffen und vor allem unbedarfte Königinnen
anzubaggern. Daher haben sie keine Zeit, sind kaum in der Lage und vor allem
absolut nicht willens irgendwelche häuslichen Arbeiten zu übernehmen.
Spätestens
an dieser Stelle sollten Ihnen die frappierenden Ähnlichkeiten mit der Gattung
Homo sapiens aufgefallen sein, welcher Sie vermutlich selbst angehören. Wie Sie
bald lesen werden, gibt es noch wesentlich mehr Gemeinsamkeiten von Apis mellifera
und Homo sapiens.
Ist
der Drohn einer jungen Majestät genehm und ihr treu zu Diensten, so fällt er nach
einem wilden Kunstflug auf dem Rücken selbiger Majestät augenblicklich mausetot
oder zumindest mausehalbtot und arg sterbend aus dem Siebten Himmel. Mit seinem
durch die Gravitation verursachten Auftreffen auf der Erdoberfläche erledigt
sich dann seine (bauartbedingt schon vorher kaum vorhandene) haftpflichtrechtliche
Relevanz vollständig. Hier zeigen sich jetzt
doch erhebliche Unterschiede zum Homo sapiens ♂. Dieser fällt nach erfolgreicher
Anmache nicht zwingend aus allen Wolken. Und wenn doch, dann beträgt die
Fallhöhe meist weniger als 50cm und so kann die harte Landung auf dem Boden der
Realität auch von ungeschickten Exemplaren i.d.R. problemlos überlebt werden. Allerdings
kommt danach die Haftpflicht oft erst so richtig aus den Bettfedern gekrochen
und sorgt auf diese Weise zuverlässig dafür, dass sich große Völker mehr oder
weniger bienenfleißiger Juristinnen und Juristen ganz ordentliche Mengen Milch
und Honig leisten können. Dies wiederum sehr zur Freude der Milchbauern und
Imker.
Doch
zurück zu den Bienen. Bei diesen besteht ein ausgesprochen großes zahlenmäßiges
Missverhältnis von naiven Königinnen zu anmachungswütigen Drohnen (hier auch wieder
eine Übereinstimmung mit Homo sapiens; es gibt auf der Welt einfach zu wenig
Königinnen). Obwohl so eine Honey Queen ca.
10 Drohnen zu sich bittet, bleiben doch jede Menge Casanovas mit unerfüllten
Träumen übrig. Anders als der Homo sapiens ♂ haben die Drohnen aber zu ihrem
Plan K (Königin Komma jungfräuliche) keinen Plan B (Biene Komma stinknormale) als
Alternative zur Verfügung. Sie müssen daher (sofern sie nicht bereits tot vom
Himmel gefallen sind, s.o.) mehr oder weniger frustriert weiterleben. Irgendwann
im Hochsommer oder frühen Herbst kommen ihnen dann zu allem Übel auch noch die Damen
des Bienenhauses auf die Schliche. Wahrscheinlich haben die wehleidigen Herren
der Schöpfung im Bienenstock zu sehr über ihr Schicksal herumgejammert. Irgendwann
ist Schluss! Dann werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz. Noch
zuckend, mit des Panthers Zähnen, zerreißen sie der Drohnen Herz. Mit etwas weniger schillerndem Pathos ausgedrückt:
die Damen sind genervt von dem ewigen Gelölle und davon, dass die ganze Arbeit wie
zäher Honig immer nur an ihnen klebt. Sie setzen die nutzlosen Kostgänger
einfach vor die Tür. Dies kommt gelegentlich, jedoch nicht flächendeckend, auch
bei der Gattung Homo sapiens vor. Hier
begnügen sich die Hyäninnen meist mit wüsten (in schmerzhaft hohen Frequenzen
vorgebrachten) Drohungen und dem Vorzeigen diverser Folterinstrumente. Die armen
Drohnen verstehen jetzt gar nichts mehr und sind den im Kehrwochenmodus
befindlichen Bienendamen geistig und trotz ihrer Größe auch körperlich hoffnungslos
unterlegen. Es fehlt ihnen wie gesagt eklatant an stichhaltigen Argumenten (Übereinstimmung
mit Homo sapiens ♂). Sie werden daher an den Anfang der Nahrungskette zurückgereicht
- vulgo: sie werden entweder schnell gefressen
oder sie vergammeln langsam (teilweise Übereinstimmung mit Homo sapiens ♂).
Die
Natur kann grausam sein.
Die
Mädels hingegen bereiten sich nun (von Drohnen befreit sind Beute und Stock) fröhlich
auf den kommenden Winter vor. Sie bleiben unter sich, scharen sich um die Extravaganteste
unter ihnen und beschäftigen sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens (fressen,
Köpfe zusammenstecken, Bude warm halten). Auch hier zeigt sich wieder eine erstaunliche
Übereinstimmung mit der Art Homo sapiens ♀ (Kaffee trinken, telefonieren, shoppen).
Das
geht dann so ein paar kühle Monate (hoffentlich) ganz gut. Im Gegensatz zu Homo
sapiens ♀ sind keine Zickenkriege unter den Bienendamen überliefert. Dies mag
vielleicht daran liegen, dass die weiblichen Bienenwesen streng genommen
eigentlich nicht so ganz arg weiblich sind. Ein echtes Vollblutweib ist nur die
Königin. Die anderen Mädels werden von ihr mit einem geheimnisvollen Pheromon
so ziemlich im Zaum gehalten. Die Bienchen sind süchtig nach Parfüm (Übereinstimmung
mit Homo sapiens ♀) und bleiben ihr kurzes Leben lang eigentlich nur kleine
Mädchen (keine Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀).
Auch
nicht so die feine Art.
Aber
wie gesagt, die Natur kann grausam sein und sie ist es nicht nur zu den Buben.
Andererseits
.... welche Eltern haben nicht schon heimlich von braven fleißigen Töchtern
geträumt, die nie in die Pubertät kommen, die sich nie mit irgendwelchen Drohnen
nicht unähnlichen schwankenden Gestalten atemlos durch die Nacht und die
volkbelebten Gassen wälzen? Vielleicht ist der Trick mit dem mother's-little-helper-Duft
ja auch nur blanke Notwehr der verzweifelten Bienenmutter.... Man stelle sich
vor: tausende von Töchtern - und alle werden sie flügge!!!
Falls
Sie mit einer ähnlich hohen Anzahl von Töchtern gesegnet sein sollten, hier die
magische Formel:
2trans-Decenon-(9)-säure(1)
(Ch3 -CO-[CH2 ]5-CH = CH-COOH)
Zu
Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie aber besser nicht Ihre Packungsbeilage
und lesen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker. Und verraten Sie um Himmels
Willen nicht, woher Sie den Tipp haben.
Doch
zurück zu den Bienen. Da sollten wir vielleicht noch einen kurzen Blick auf die
Ausnahme von der Regel werfen. In seltenen Fällen kommt es nämlich vor, dass
auch ganz brave nicht blaublütige Bienentöchterlein schwanger werden
(Übereinstimmung mit Homo sapiens ♀; dort jedoch wesentlich häufiger). Wenn die
Bienenkönigin überraschend und zur Unzeit den Honiglöffel abgibt und die
Bienenmädels keine Chance mehr haben, ihr vorher eine potentielle Nachfolgerin
unterzujubeln, dann ist das für sie der Super-GAU: Parfüm ist alle! In ihrer Not lassen sie nun
doch ihre bisher unterdrückten Eierstöcklein wachsen, kommen in die Pubertät
und legen tatsächlich Eier. Allerdings wurden sie nie aufgeklärt und so fehlen
ihnen ein paar wichtige Informationen. Besonders die Sache mit dem
Hochzeitsflug ist total an ihnen vorbei gegangen (kein Wunder, der war ja auch
lange vor ihrer Zeit und Mama war danach immer ganz brav daheim). Daher wird
aus der Geschichte nichts Gescheites: es schlüpfen nur Drohnen. Und reine Männerwirtschaften
haben schon ganz andere Staaten ins Verderben gerissen. Also gut gemeint von
den Mädels, aber vergebliche Liebesmüh.
Jetzt
aber wieder zurück zum Normalfall und zur Natur. Die ersten warmen Sonnenstrahlen
und die länger werdenden Tage des neuen Jahres lassen bald die Frühlingsgefühle
bei den Bienen und Menschen erwachen. Beim umsichtigen Imker gelten diese
seinen Nachbarinnen und Nachbarn. Die riechen den Braten schon: shit will happen. Vermehrter bienenaktiver
Fallout auf Wintergarten und Daimler ist zu erwarten. Dafür gibt's morgens eine
Weile Honig statt Marmelade. Der Umgang mit Bienen beruhigt ungemein und so
verkneift sich unser Imker in der Regel die Vergleiche seiner Bienen mit den
Katzen der Nachbarn. Deren Fallout kommt nicht nur hinten sondern auch vorne
raus und ist dann in allen Aggregatszuständen auf seiner Bienenweide zu
besichtigen. Fifty Shades of Shit! Und statt Honig bringen die nur tote Mäuse
an die Haustür.
Die
Bienen- und auch die sonstigen weiblichen Wesen merken bald nach der erfolgreichen
Darmentleerung, wie öde die Welt doch ohne die Jungs ist und erinnern sich mit
Wehmut daran, wie die flotten Kerle dereinst Stimmung in den Stock gebracht und
den Laden so richtig aufgemischt haben. Im Gegensatz zu den weiblichen Homo
sapiens sind die Bienen aber in der glücklichen Lage, Jungs ohne Jungs
generieren zu können. Sie müssen dazu nur ein paar größere Wabenzellen basteln.
Die Paschas machen sich ja schon als Babys so breit. Dann noch schnell die Chefin
überreden, ein paar Eier da rein zu legen und dabei "zufällig" die
Samenfäden zu vergessen (böse Zungen behaupten ja, auch beim Homo sapiens würde
den Männern etwas fehlen und sie würden immer zu viel Platz brauchen). Weil sie es einfach nie so richtig gebacken
kriegen, brauchen die Bienenbrüder zwar ein paar Tage länger, bis sie in die
Pötte sprich aus der Zelle kommen. Aber
das muss frau halt in Kauf nehmen. Ganze 24 Tage lümmeln die in der Kammer rum!
Normale Bienenmädels schaffen das locker in 21 Tagen. Das liege wohl daran
(meinen wiederum o.g. böse Zungen), dass in der engen Zelle außer vielleicht einem
paar lästiger Varroa-Milben niemand ist, mit dem frau sich gepflegt unterhalten
könnte und die grausame Mutter Natur auch keinen Internetanschluss gebucht hat.
Da kann frau ja nix anders machen als essen und wachsen. Königinnen brauchen
sogar nur 16 Tage. Sie haben auch kein Internet aber mehr Platz und was
Gescheites zum Essen.
Nun
gut, irgendwann sind dann alle da. Der Imker hat gepennt und die Weiselzellen
übersehen. Wie meinte einst Friedrich: "Viele Leiber seh' ich springen.
Wohl! Die Massen sind im Fluss." Bald
sind die Massen nicht mehr im Fluss sondern im Flug. Dann ist der Schwarm da
und die Post geht ab. Homo sapiens imkerus ist aufgewacht und steigt wie ein von
der Tarantel gestochener Wetterfrosch
auf seine höchste Leiter. Oder er steht fluchend wie ein Kutscher neben seiner
zu kurzen Leiter und denkt an "seinen" Honig, den sich die Schwärmer
vorher noch in ihren Honigmagen reingezogen haben und an den Honig, den die elenden
Sauviecher künftig an einem anderen Ort vor ihm verstecken werden. Oder frei
nach Schiller: "Doch furchtbar heult die Imkerschaft, wenn Bien der
Fesseln sich entrafft, einherfliegt auf der eignen Spur, die freie Tochter der
Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand ..." usw. usw.
Und
dann beginnt die ganze Geschichte wieder von vorne. Der ewige Kreislauf des Werdens
und Vergehens.
By the way -
the same procedure as last year, Miss Maja?
The
same procedure as every year, Willi!
Resümee
Wenn
man es sich so recht überlegt, sind das schon seltsame Verhältnisse im Staate
Bien. Kaum ist die feine junge Dame aus ihrer königlichen Wiege gekrochen, tütet
sie lautstark zum Angriff und meuchelt brutal alle ihre adligen Schwestern, die
auch noch so als Thronfolgerinnen in Frage kämen. Sobald das erledigt ist,
fliegt sie aus und hat so um die 10 Männer, von denen aber keiner überlebt. Alle
sterben sie an ihrem Hochzeitstag. Alle sterben sie an ein und demselben Tag.
Alle an derselben Todesursache. Sie werden gefunden mit leicht verklärtem Blick,
erfülltem Lächeln im Gesicht und brutal aufgeplatztem Unterleib. Kein schöner
Anblick, allenfalls für Ameisen. Dient doch der Drohn auf diese Weise manch einer
Ameise als Speise. Irgendwann macht sich
die Königin aus dem Staub und nimmt den halben Staat und einen guten Teil der
Währungsreserven mit. Sie besetzt fremde Grundstücke und Wohnungen. Im zarten
Alter von nur wenigen Tagen ist die Königin schon mehrfache Witwe. Die zig-tausend
Töchter sind alle Schwestern oder Halbschwestern und gleichzeitig Halbwaisen.
Die Söhne sind von Geburt an auch Halbwaisen oder so etwas ähnliches - sie
hatten nie einen Papa und auch nur einen Opa. Den mütterlicherseitigen. Den hat
es aber schon vor langer Zeit fulminant zerbröselt (heldenhafter Fliegertod im
Dienste ihrer Majestät, s.o.). Die Oma (natürlich
auch nur die mütterlicherseitige) war nämlich auch so eine mit um die 10
Männern, von denen aber keiner ... usw.,usw.. Die Mutter
setzt ihre eigenen Töchter dauerhaft unter Drogen, damit die nicht auf dumme
Gedanken kommen, die sie nur von der Arbeit abhalten würden. Die Töchter sorgen
selber dafür, dass sie Brüder bekommen. Die Brüder sind dann aber untereinander
und gegenüber den Schwestern alles Vollbrüder, obwohl die Schwestern teilweise
unterschiedliche Väter haben.
Oder sind die Brüder generell nur Halbbrüder, weil sie ja keinen Vater haben?
Egal, irgendwann schicken die lieben Schwestern ihre lieben etwas unterbelichteten
Voll-, Halb- oder Viertelbrüder sowieso in die Wüste und in den sicheren Tod. Nur
damit die nicht mehr von den Honigtöpfen naschen können. Wobei in den Honigtöpfen längst nur billiges
Zuckerwasser ist. Den Honig hat wie jedes Jahr dieser komische Typ mit der
weißen Haube gemopst.
Und
wer bitteschön ist nun der Einzige ohne kriminelle Energie in dieser ehrenwerten
Gesellschaft? Genau - unser Drohn! Immer nur Opfer, nie Täter. Das arme Schwein
im Bienenstock. Oder nach Schwoißfuaß: Oiner isch emmer dr Arsch ond er woiß et
mol warum...
Man
darf sich gar nicht ausmalen, wenn dieses Sodom und Gomorra auch bei Homo
sapiens gang und gäbe wäre. Die Juristen würden sich vermehren wie die
Karnickel! Es wäre unmöglich, in ausreichenden Mengen Milch und Honig für sie
zu produzieren.